• Fachbeitrag

Diese Angaben braucht der Dienstleister für die Reinigung

Die Reinraumreinigung ist ein besonders wichtiges Geschäftsfeld für Reinigungsdienstleister, weil sie weit über „normale“ Gebäudereinigung hinausgeht und für viele Branchen sicherheitskritisch ist. Durch Trends wie Halbleiterbedarf, Biotechnologie, Impfstoffentwicklung und Hightech-Produktion steigt die Nachfrage nach Reinraumumgebungen – und damit auch nach qualifizierten Reinigungsdienstleistern. Doch welche Vorraussetzungen muss der Auftraggeber erfüllen und welche Angaben dem Dienstleister die Arbeit erleichtern, zeigt dieser Fachbeitrag.

Foto: Dorfner

Worauf Auftraggeber bei der Reinigung von Reinräumen achten sollten

Da Reinräume äußerst sensible Bereiche mit höchsten Anforderungen an Sauberkeit und Qualität sind, gilt ihre Reinigung als Königsdisziplin der Gebäudereinigung. Ob in der Halbleiter- oder der Solarindustrie, in der Pharmazie, der Medizintechnik oder in der Weltraumforschung: Bei der Reinigung von Reinräumen sind hohe Ansprüche an die Reinraumreinigung einzuhalten, für die es ganz besonderer Kenntnisse bedarf. Professionelle Reinraumreinigung ist für viele Unternehmen unverzichtbar, da partikuläre Reinheit im Nanobereich gleichbleibend hohe Sicherheit und Qualität, die Einhaltung strenger Hygienestandards, die Vermeidung von Produktionsfehlern und die Langlebigkeit der Ausrüstung sicherstellt. Die Bandbreite der Anwendungsfelder ist dabei riesig: Inzwischen wird beispielsweise bereits Brot in keimarmer Umgebung hergestellt oder das Markenemblem von Luxusautos im Reinraum lackiert. Professionalisierte Dienstleister verfügen über das notwendige Wissen, spezielle Geräte und zertifizierte Verfahren, um die Reinheit zu garantieren, die etwa bei Eigenleistungen oder unzureichender Expertise nicht erreicht werden kann.

Klassifikation von Raumluft und Kontamination
Im Wesentlichen legen die folgenden Vorschriften die wichtigsten Ansprüche an die Reinraumreinigung fest:
• DIN EN ISO 14644
• GMP-Richtlinien (GMP = die Good Manufacturing Practice umfasst Richtlinien zur Qualitätssicherung von Produktionsabläufen und -umgebungen)
• VDI 2083

Die ISO 14644 Norm – häufig angewendet in Medizintechnik, Mikroelektronik und Industrie – legt in neun abgestuften Klassifizierungen fest, wie viele Partikel die Raumluft bei der Inbetriebnahme und auch im laufenden Betrieb enthalten darf. Dabei erlaubt Reinheitsklasse 1 die geringste Partikelkonzentration. Für die meisten Anwendungen 
reichen die Reinraumklassen 6 bis 8 aus. Der GMP-Leitfaden misst hingegen sowohl Grenzwerte für die Partikelzahl der Raumluft als auch die mikrobiologische Kontamination durch Mikroorganismen. Diese Vorgabe liegt häufig den Reinräumen in Pharmazie, Biotechnologie, Medizintechnik sowie der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie zugrunde.
Die VDI 2083 dient dazu, den aktuellen Stand der Technik in der Reinraumtechnik darzustellen und eine standardisierte Vorgehensweise für die Gestaltung, den Betrieb und die Kontrolle von Reinräumen zu bieten. Die Richtlinien richten sich an Fachleute und Planer in verschiedenen Branchen, wie der Pharmazie, Elektronik, Lebensmittel- und Medizintechnik, um die Qualität von Produkten und Prozessen zu sichern.

Dem Partikeleintrag begegnen
Egal in welcher Klassifikation ein Reinraum angelegt, betrieben und gereinigt wird oder wie streng die Zugangsprozesse beim Betreten sind: Kontaminierende Partikel gelangen immer wieder neu in die Luft und müssen daher auch permanent entfernt werden. Thomas Nicklisch, Leiter Reinraum des international tätigen Gebäudedienstleisters Dorfner Gruppe, erklärt, woher diese ständigen Verunreinigungen stammen: „Auch bei größter Sorgfalt erfolgt immer ein Eintrag von Partikeln durch die Zugangsschleuse: vor allem natürlich durch die Menschen, die den Reinraum betreten, und ebenso durch Materialien, die man dort hineinbringt. Hinzu kommen Partikel, die beispielsweise durch Abriebe bei der Produktion im Raum selbst entstehen.“ Auch wenn es unterschiedliche Quellen der Verunreinigung gibt, bleibt der Mensch im Reinraum jedoch der größte Faktor. Umso wichtiger ist es, dass Mitarbeitende in den Reinräumen – dazu zählt auch das Reinigungspersonal – bestens für die Arbeit vor Ort geschult sind.

Raumlufttechnik als Herzstück
Die Arbeit beginnt, bevor die Arbeit beginnt. Thomas Nicklisch betont, wie wichtig aus Expertensicht bereits die richtige Planung von Reinräumen ist – insbesondere mit Blick auf das spätere Reinigungskonzept: „Die Raumlufttechnische Anlage, kurz RLT, ist das Herzstück jedes Reinraumes. Abhängig von der gewünschten Funktionalität des Raumes ist die Ausstattung der RLT-Anlage genau zu dimensionieren und sollte sich dynamisch an die spätere Nutzung anpassen lassen.“ Nicht nur die Luftwechselrate – in Abhängigkeit von der sich im Raum befindlichen Anzahl an Menschen –, auch der notwendige Überdruck oder Unterdruck zum Fernhalten oder Austragen von partikulären Verunreinigungen, die Filtertechnologie, Temperatur und auch die Luftfeuchtigkeit können in der raumlufttechnischen Anlage eingesteuert werden. Ziel dieser Einstellungen ist es, vorher klar definierte und dokumentierbare Reinheits-Parameter zu erreichen. Je nach Branche und Reinheitskategorie müssen solche Daten bis zu 30 Jahre archiviert werden.

Unsichtbaren Schmutz im Blick
Bevor ein Reinraum in Betrieb gehen kann, erfolgt üblicherweise eine dreistufige Reinigung: eine Vorreinigung vor dem Einsatz der Filtersysteme, gefolgt von einer Feinstreinigung mit anschließender Partikelmessung, bei der je nach angestrebter Reinigungsklasse etwa alkoholbasierte Reinigungsmittel eingesetzt werden. Die Endreinigung mit einem dann final positiven Messergebnis gibt das „Go“ zur Inbetriebnahme.
Die laufende Unterhaltsreinigung „in operation“ erfolgt später auf Basis eines kundenindividuellen Reinigungsintervall-Planes und durch speziell geschultes und jährlich wieder nachgeschultes Personal. Denn der Faktor Mensch macht auch in der Reinraumreinigung den entscheidenden Qualitätsunterschied. Schließlich liegt die Tücke in der Natur des Reinraumes, so Experte Thomas Nicklisch: „Unsere tägliche Herausforderung ist, dass wir eben nicht sehen, was wir reinigen. Ein solcher Raum wirkt optisch immer sauber und clean. Dennoch sind unerwünschte Partikel und Kontamination vorhanden – und werden ungebremst mehr. Dafür müssen Sie als Fachkraft sensibel bleiben und den ausgearbeiteten Reinigungsplan strikt befolgen.“

Der erfolgreiche Betrieb eines Reinraumes ist also nur möglich, wenn die verantwortlichen Planer auf Kunden- und Dienstleisterseite detaillierte Überlegungen sowohl zur baulich-technischen Vorplanung als auch zum künftigen Reinigungsmanagement anstellen und die dafür geeigneten, besonders zu sensibilisierenden Reinigungsfachkräfte einsetzen. Erfahrene Gebäudedienstleister bieten daher ein ganzes Portfolio rund um den Reinraum:
• Erstellen eines Reinraumprotokolls, Vorgaben entsprechend dem Baufortschritt
• Baubegleitende Reinigung aller Oberflächen, Lüftungseinrichtungen, weiterer technischer Installationen
• Grundreinigung technischer Gebäudeausrüstung (z. B. Klimageräte, Kabeltrassen, Verrohrungen)
• Fein- und Feinstreinigung aller Gegenstände und Oberflächen entsprechend der zu erreichenden Reinraumklasse
• Temporärer Schleusenbau
• Zugangskontrolle gemäß Protokollvorschriften
• Schleusenservice: Befüllung und Lieferung z. B. von nötiger Einwegkleidung gemäß Protokollvorschriften
• Materialreinigung und Reinigungskontrolle vor Einbringung
• Qualitätssicherung durch Beprobungen (Abklatschproben und Luftkeimsammlung), Dokumentation ISO- oder GMP-basierter Reinraumprotokolle mit zugehörigen Schulungs- und Aushangdokumenten
• Laufende Schulungsangebote sowohl für Reinigungspersonal als auch für Nutzer der Kundenräume.

Text: Dorfner Gruppe,Nürnberg