- Fachbeitrag
Erste Schritte zur Übergabe Ihres Unternehmens an den Nachfolger
Nachhaltige Unternehmensnachfolge, Teil 1
Die erste Phase ist die Findungsphase, in der sich der Unternehmer:in mit der Frage auseinandersetzt: Möchte ich mein Unternehmen überhaupt verkaufen? Gibt es in meiner Familie ein Familienmitglied, das meine Firma übernehmen kann und möchte? Gibt es in meinem Unternehmen vielleicht jemanden, der das Unternehmen übernehmen möchte oder übergebe ich es an Dritte Externe?
Ist eine Entscheidung getroffen beginnt die zweite Phase. Diese beinhaltet in der Regel die Suche nach Kandidaten oder einer Kandidatin und die Auswahl der passenden Person sowie die Vorbereitung eines Unternehmens auf die Unternehmensnachfolge.
Möchte ich mein Unternehmen an Dritte Externe geben, dauert die Phase vom Suchen, Matchen, Verhandeln bis zur Vertragsunterzeichnung erfahrungsgemäß 12-18 Monate. Das hängt davon ab, wie schnell ein Kandidat gefunden wird und wie lange die Vertragsverhandlungen dauern.
Nachdem der passende Kandidat gefunden wurde und ein Übergabedatum definiert ist, beginnt die dritte Phase, die eigentliche Übergabe. In der Regel begleitet der Unternehmer:in noch einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren, in denen er als zusätzlicher Berater:in dem neuen Käufer zur Seite steht und mit fachlichem Know-how und seiner Expertise den neuen Unternehmer:in unterstützt.
Insgesamt kann somit eine Unternehmensnachfolge 2-5 Jahre in Anspruch nehmen und sollte gut geplant sein.
Habe ich spezielle Wunschvorstellungen an einen potenziellen Nachfolger oder an einen konkreten Unternehmenspreis kann sich der Zeitraum noch einmal verlängern. Je nachdem, welche Maßnahmen ich innerhalb meines Unternehmens zur Wertsteigerung oder Nachfolger-Suche ich ergreife. Wir unterstützen Unternehmer:innen dabei ihren Traumverkaufspreis zu realisieren sowohl in der Vorbereitung als auch letztendlich in der Übergabe.
Der passende Nachfolger: Welche Anforderungen muss ein geeigneter Nachfolger mit sich bringen?
Grundsätzliche gibt es kein allgemein gültiges „Nachfolger-Profil“ auf das ein abgebender Unternehmer:in achten sollte. Aus unserer Erfahrung nach 100ten erfolgreichen Transaktionen, Kennenlerngesprächen und Übernahmegeschichten achten wir im ersten Austausch stets auf drei wesentliche Kriterien. Diese beziehen sich auf das erste persönliche Kennenlernen.
1. Der persönlicher Fit: Das eigene Lebenswerk in die nächsten Hände zu geben, ist häufig mit vielen Emotionen verbunden. Kann ich mir vorstellen mit dieser Person die nächsten 2-3 Jahre im Kontakt zu sein? Kann ich mir vorstellen dieser Person mein Lebenswerk anvertrauen? Hierbei geht es nicht darum Mr. Perfekt zu finden, sondern eine Person, die diese Fragen positiv beantwortet.
2. Der finanzieller Hintergrund: Genauso wichtig wie der persönliche Fit ist der finanzielle Hintergrund des potenziellen Nachfolgers. Kann sich mein potentieller Nachfolger mein Unternehmen leisten? Als Teil unseres Beratungsprozesses führen wir bei allen unseren potentiellen Nachfolgern / Investoren eine Bonitätsprüfung durch, um sicher zu stellen, dass die übernehmende Person ein Unternehmensnachfolge
finanzieren kann. Dies ist – wie der persönliche fit – essenziell da der potentielle Nachfolge im Zuge der Due Diligence Einblick in ihr Unternehmensdaten, ihre -Unterlagen und -geheimnisse bekommt.
3. Meine Emotionen: Manchmal ist es so simple – wie das eigene Bauchgefühl. Welches Gefühl haben sie, wenn sich mit ihrem potenziellen Nachfolger treffen. Es passt – die Chemie stimmt, dann ist dies stets ein Zeichen weiter mit dem potentiellen Nachfolger zu gehen.
IST-Analyse - Der Zustand meines Unternehmens: Ist das Unternehmen in seiner jetzigen Form übergabefähig?
Zu welchem Preis – und welche „Verkaufsbomben“ sollte ich vorher lösen? Wir wissen, dass eigene Unternehmen ist häufig wie das eigene Kind – wir lieben es über alles und sind manchmal blind für die Themen, wie uns nicht passen. Unserer Erfahrung nach gilt dies auch für das eigene Unternehmen.Die nun anstehende Unternehmensnachfolge ist der Anlass alle Themen anzuschauen und einer schonungslosen und neutralen Analyse durchzuführen. Sie gibt dem Unternehmer:in frühzeitig die Chance Maßnahmen zu ergreifen, den eigenen Unternehmenswert zu steigern und potenzielle Verkaufsbomben – dh. Situationen, die eine Verkauf unmöglich machen oder den Kaufpreis Signifikat lindern – zu lösen. Unserer Erfahrung nach können dabei sogar für den Unternehmer:in vermeintlich geglaubte Assets – wie z.B. ein einzelner großer Zulieferer oder Kunde von <30% - eine solche „Verkaufsbombe“ darstellen.
Wichtig: Laut Rechtsprechung 2023 – haftet der abzugebender Unternehmer für die Vollständigkeit der Unterlagen, die er im Lauf der Due Diligence dem Nachfolger zur Verfügung gestellt hat. Machen der Unternehmer:in keine detaillierte Unternehmens-Analyse wird dies spätestens der Nachfolger tun.
Text: Unternehmensbörse Grönig & Kollegen AG