- Fachbeitrag
Das Gebäudereiniger-Handwerk von der Pike auf gelernt
Rainer Müller - GRM (Gebäudereinigung Rainer Müller) im Portrait
Geboren in Dresden, wo der Vater schon eine Gebäudereinigungsfirma betrieb, zog es die Familie 1960 in den Westen, wo sie in Frankfurt landete. Sein Vater startete dort wieder mit einem eigenen Betrieb und es war natürlich klar, dass der Sohn den Beruf erlernen und später die Firma übernehmen muss, denn, Zitat seines Vaters, „wofür würde er es sonst aufbauen.“ Das sah Rainer Müller eigentlich ein wenig anders, denn in seiner Freizeit hat er Radios gebaut und wollte gerne Fernsehtechniker werden.
Es half aber alles nichts, der Vater seinem Sohn Rainer, wie es früher üblich war, die Richtung vor und so wurde es doch nach der Schule die Lehre zum Gebäudereiniger. Mit 15 Jahren ging er dementsprechend im väterlichen Betrieb in die Lehre und erhielt 1965 seinen Gesellenbrief als ausgelernter Gebäudereiniger. Zu diesem Zeitpunkt versuchte er wieder den Absprung zu schaffen, aber irgendwie klappte es nicht und so blieb er noch 5 Jahre als Geselle im elterlichen Betrieb, wobei er sich hauptsächlich um die Gasreinigung kümmerte und seine Mutter den Ablauf mit den anderen Reinigungskräften im Unternehmen organisierte. In der Rückschau würde es Müller heute nicht mehr so machen, denn die hohe Dominanz seines Vaters war nicht unproblematisch.
Mit Meistertitel in die Selbstständigkeit
Lernen, lernen, lernen, damit verbrachte er die nächsten Jahre auf verschiedensten Meisterlehrgängen, die er im Dezember 1973 mit der bestandenen Meisterprüfung beendete. Doch Ausruhen war für ihn nicht angesagt. Im Januar 1974 ging es sofort auf das Gewerbeamt zur Anmeldung, so dass er mit seiner neu gegründeten Firma Gebäudereinigung Rainer Müller (GRM GmbH) und dem Kundenstamm des Vaters, der krankheitsbedingt sein Geschäftsbetrieb einstellte, loslegen konnte. Angefangen mit einem Glasreiniger und 30 Reinigungskräften, mit denen er das gesamte Reinigungsspektrum abdeckte, baute er seinen Betrieb über die Jahre zu einem florierenden, mittelständischem Gebäudereinigungsunternehmen auf. Gern erinnert er sich an die Vielfalt seiner Arbeit:
„Man hatte ja teilweise die Schlüssel der Kunden und am spannendsten war ein Geldtransportunternehmen, bei dem wir die Unterhaltungsreinigung machten. Da standen Container mit Bargeld in den Hallen, so das einem fast schwindelig wurde. Das werde ich nicht vergessen.”, erinnert er sich.
Über die Arbeit hinaus
Als engagierter Gebäudereiniger wurde er im Jahr 2000 durch die Handwerkskammer Frankfurt am Main in den Meisterprüfungsausschuss berufen, dem er bis heute angehört, wobei der aktuelle Berufungsintervall bis Ende Juni 2027 geht. Darüber hinaus war Rainer Müller als Innungsmitglied 10 Jahre Gesellenprüfungsvorsitzender der Landesinnung der Gebäudereiniger.
2010 kam der Schlussstrich
In dem Jahr hat Rainer Müller den Absprung geschafft und seine Firma verkauft. “Ich war einfach fertig und hatte die Nase voll. Bei 520 Mitarbeitern hatte ich 1040 Probleme. Da ich vieles selbst gemacht habe, sprich neben der Arbeit auch das Büro, und mir keinen Nachfolger herangezogen habe, war ich etwas ausgelaugt.” resümiert er die Zeit. Um einen geregelten Übergang zu ermöglichen und keine Kunden zu verlieren, hat er sich noch für 2 Jahre „mitverkauft”. Trotzdem ging es nicht ganz ohne Arbeit nicht, denn er wollte seine innere Lebendigkeit befriedigen und gründete seine neue kleine Firma GDF Gebäudedienstleister Freigericht. Zusätzlich kam Stefan Hammel von Harema auf ihn zu, um mit ihm eine hauseigene Seminarreihe aufzubauen. So kann er 2027 die 65 Jahre in einem Beruf markieren, den er, wie er selber sagt, für einen tollen Beruf hält und nach dem ersten halben Jahr Gewöhnungszeit immer geliebt hat. Im letzten Jahr hat er durch die Kreishandwerkerschaft „Gelnhausen/ Schlüchtern“ feierlich den goldenen Meisterbrief überreicht bekommen.
Wie sieht der Ruhestand aus?
Insgesamt blickt Rainer Müller auf ein ausgefülltes Berufsleben zurück. „Ach, einfach so gar nichts tun, geht bei mir aber eigentlich nicht.“, lacht er, „Und mir wurde es auch ein bisschen erleichtert aus dem Ruhestand einen Unruhestand zu machen. Stefan Hammel, mit ich seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden bin, hat mich sofort verpflichtet.“ Das liegt wohl bei ihm auch daran, dass er gerne mit Menschen umgeht und ihn deren Vorankommen interessiert und er es gerne, soweit er kann, begleitet. Und so schaut er noch immer bei Schulungen bei Harema vorbei – da ruft er dann schon mal gerne aus dem Hintergrund: “Das ist aber falsch...”, um den Spaß nicht zu kurz kommen zulassen. Darüber hinaus er erledigt kleinere Aufgaben, die ihm Spaß bereiten. Aber, das ist natürlich nicht das Einzige, was er unternimmt oder ihn interessiert.
Früher war es der Wind
Sein Hobby, das er jetzt nicht mehr ausübt, war das Windsurfen. Der Wind und das Wasser, diese beiden Elemente haben ihn an dem Sport fasziniert. Und dafür musste er gar nicht so weit reisen, denn in der Regel zog es ihn an die holländische Nordseeküste oder das Ijsselmeer, in Surferkreisen durchaus beliebte Reviere, wo er seiner Leidenschaft freien Lauf lassen konnte. „Das Auto vollgepackt mit 3 Brettern und vier Masten, das war das Minimum, was ich dabeihatte, wenn es ans Meer ging”, erzählt er nicht ganz ohne Stolz.
Daneben begeisterte ihn seit seinem 14. Lebensjahr das Tanzen. Aber nicht nur einfach gemütlich beim Tanztee, sondern richtig bis hin zum Showtanzen bei Bällen. Das ist jedoch, so stellt er fest, in der letzten Zeit etwas eingeschlafen. Ansonsten lässt er das Leben doch etwas gemütlicher angehen. Einkaufen auf dem Wochenmarkt, Schwimmen im Hallenbad und am Herd stehen und kochen. Doch eine Leidenschaft hat sich in den letzten Jahren auch noch herauskristallisiert, der Umgang mit dem Computer, insbesondere mit Excel. Dieses Programm hat es ihm richtig angetan, mit all seinen Funktionen und Rechenoptionen, obwohl er zugeben muss, dass er sich wahrscheinlich erst einen geringen Prozentsatz aller Möglichkeiten erschlossen hat. Da bleibt er aber am Ball.
Was gibt er den jungen Generationen mit auf den Weg?
Da muss er nicht lange überlegen: „Ich bin bis heut mit meinem Leben zufrieden und fühl mich sehr lebendig, was ganz sicher damit zu tun hat, dass ich meinen Beruf mit ganzem Herzen angenommen habe. „Wenn man sich für den Beruf entschieden hat und ihn mit Herzblut ausübt, dann ist man nicht nur erfolgreich, sondern auch zufrieden.”
Handwerk hat seiner Meinung nach mehr denn je goldenen Boden und die Aufstiegschancen sind groß, wenn man offen dafür und lernwillig ist. Er sei ja nun vom “alten Eisen” und lernt trotzdem, obwohl es ihm schwerer fällt, immer noch dazu. Und abschließend gibt er noch schmunzelnd mit auf den Weg, dass man als Meister eine gewisse Stellung hat, denn Meister wissen, wie es geht.
Text: Mark Schmiechen