- Fachbeitrag
Digitalisierung transformiert Struktur und Wertschöpfung stark
Tiefer Einblick in die neue Lünendonk-Studie
Lünendonk & Hossenfelder analysiert die Marktentwicklungen im deutschen Facility-Service-Markt seit 2004 kontinuierlich. In der Lünendonk-Studie „Facility Service in Deutschland“ werden jährlich die wesentlichen Branchenkennzahlen, zentralen Marktdynamiken sowie aktuelle Themen und Trends abgebildet. Die Marktanalyse 2025 basiert auf den Angaben von 73 Facility-Service-Unternehmen, die mit einem Gesamtumsatz von 24,1 Milliarden Euro 36 Prozent des Marktvolumens repräsentieren. Die Studienteilnehmer erzielten im vergangenen Jahr 2024 im Schnitt ein Umsatzplus von 6,2 Prozent.
Insbesondere die zehn nach Umsatz führenden Unternehmen der Lünendonk-Liste „Führende Facility-Service-Unternehmen in Deutschland“ verzeichneten mit 9,4 Prozent ein starkes Umsatzplus. Die Top 25 wuchsen insgesamt um 7,8 Prozent, während die übrigen Studienteilnehmer ein Plus von 5,3 Prozent erwirtschafteten. Da große Facility-Service-Anbieter einen erheblich höheren Umsatzanteil am Gesamtmarkt erwirtschaften als kleine und mittlere Anbieter, wirken sich ihre Geschäftsentwicklungen stärker auf die Gesamtmarktdynamik aus. Um diesen Umstand angemessen zu berücksichtigen, berechnet Lünendonk & Hossenfelder das durchschnittliche Marktwachstum auf Basis eines umsatzgewichteten Durchschnitts – dieser liegt bei 8,3 Prozent.
Fachkräftemangel als Wachstumsbremse
Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich 2024 um durchschnittlich 2,6 Prozent und damit langsamer als im Vorjahr (3,7 Prozent). Der anhaltende Fachkräfte- und Personalmangel bleibt eine zentrale Herausforderung. Der demografische Wandel, sinkende Ausbildungszahlen und der steigende Bedarf an spezialisierten technischen Fähigkeiten verschärfen die Lage. Vor diesem Hintergrund und dem steigenden Wettbewerb um engagierte Talente gewinnt die Arbeitgeberattraktivität im Markt deutlich an Bedeutung. Eine starke Arbeitgebermarke erleichtert die Gewinnung neuer Mitarbeiter und bindet bestehendes Personal besser.
Neben fairer Bezahlung erwarten Beschäftigte planbare Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und moderne Arbeitsmittel. Aber auch eine Unternehmenskultur, die Entwicklungsperspektiven bietet und Wertschätzung lebt, ist ein wesentliches Merkmal, das die Arbeitgeberattraktivität bestimmt. Große Anbieter können oft breitere Karrierepfade und Zusatzleistungen wie Gesundheitsprogramme anbieten, während kleinere Unternehmen mit individueller Betreuung und Nischenpositionierung punkten.
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz
Über Maßnahmen zum Employer Branding und der Einführung eigener Ausbildungswege hinaus setzen immer mehr Dienstleister auf die Digitalisierung, um die Effekte des Personal- und Fachkräftemangels einzudämmen und mit neuen, digitalen Services ihr Leistungs- und Produktportfolio zu erweitern. Dabei hat in den letzten Jahren kaum ein Anwendungsfeld so große Aufmerksamkeit erhalten wie Künstliche Intelligenz. Sie bietet Potenziale für die automatisierte Datenerhebung, die Auswertung großer Datenmengen und das Reporting sowie zur Optimierung des Energiemanagements. Viele KI-Projekte befinden sich noch in der Pilotphase, doch in unterstützenden Anwendungsfeldern – etwa im Dokumentenmanagement oder bei der Übersetzung technischer Unterlagen – setzen Unternehmen bereits immer öfter Künstliche Intelligenz ein.
Neben Künstlicher Intelligenz rückt auch der Einsatz von Servicerobotern zunehmend in den Fokus – sichtbar etwa durch ihre Präsenz auf Fachmessen. Deren Verbreitung variiert allerdings je nach Einsatzgebiet deutlich. Am häufigsten kommt Robotik in der Gebäudereinigung zum Einsatz: 26 Dienstleister gaben in der Lünendonk-Studie an, bereits Robotik in der Gebäudereinigung zu nutzen – 13 davon mit einer Flotte über 100 Reinigungsroboter.
Fazit
Während die deutsche Wirtschaft im Geschäftsjahr 2024 erneut einen wirtschaftlichen Rückgang um 0,2 Prozent verzeichnete und viele Unternehmen angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten Investitionen zurückstellen oder Personal abbauen, wuchs der Markt für Facility Services moderat. Gleichzeitig bleibt die Branche nicht unberührt von sich verändernden wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Auftraggeber vergeben Leistungen preissensibler und achten vermehrt auf Kosteneinsparpotenziale. Der anhaltende Mangel an Personal und Fachkräften fordert von vielen Dienstleistern gezielte Investitionen in Employer Branding und Qualifizierungsmaßnahmen.
Große Potenziale für die Weiterentwicklung des Marktes und der Geschäftsmodelle liegen in digitalisierten, datenbasierten Servicekonzepten, die Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit miteinander verknüpfen. Technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz, Sensorik und mobile Anwendungen gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung für die Steuerung, Dokumentation und Analyse von Facility Services. Auch Robotik wird immer stärker in das Leistungsportfolio integriert. Die kommenden Jahre werden zeigen, welche Unternehmen es schaffen, auf Veränderungen vorausschauend und strukturiert zu reagieren. Der Markt für Facility Services bewegt sich dabei im Spannungsfeld zwischen Stabilität und Transformation – mit Auswirkungen sowohl auf Geschäftsmodelle, Investitionsentscheidungen und Kundenbeziehungen als auch auf das Anbieterfeld in diesem volkswirtschaftlich bedeutenden Business-to-Business-Servicemarkt.
Autor: Stefan Schubert, Consultant bei
der Lünendonk & Hossenfelder GmbH
Die neue Lünendonk-Liste „Führende Facility-Service-Unternehmen in Deutschland“ steht ab sofort zum kostenfreien Download unter www.luenendonk.de bereit. Die umfassende Lünendonk-Studie über den Markt und die führenden Unternehmen erschien Anfang Juli 2025 und enthält zahlreiche Langzeit- sowie Segmentauswertungen. ReinigungsMarkt beleuchtet mehrere Themen aus der Studie in den kommenden Ausgaben.