- Fachbeitrag
Klare Zuständigkeit ist der Schlüssel für die Krankenhaushygiene
Bedeutung der Reingung und Hygiene zur Prävention von Infektionen
Es wurde eine stufenweise, Cluster-randomisierte, kontrollierte Studie in zehn Stationen eines Krankenhauses in New South Wales, Australien, durchgeführt. Jedes Cluster bestand aus zwei zufällig zugewiesenen Stationen, wobei alle 6 Wochen ein neues Cluster mit der Intervention begann. In der Kontrollphase wurden die Reinigungspraktiken nicht verändert. In der Interventionsphase wurden im Rahmen eines multimodalen Reinigungspakets zusätzlich 3 Stunden pro Wochentag für die Reinigung und Desinfektion gemeinsam genutzter medizinischer Geräte durch 21 Reinigungskräfte, mit laufender Schulung, Prüfung der Reinigungsqualität und Rückmeldung der Ergebnisse, bereitgestellt. Das primäre Ergebnis war die Anzahl der bestätigten Fälle nosokomialer Infektionen, die jeweils durch eine vierzehntägige Punkt-Prävalenzerhebung ermittelt und bei allen Patienten gemessen wurde, die während des Studienzeitraums auf den Stationen aufgenommen wurden.
5002 Patienten wurden in die Studie aufgenommen: 2524 [50,5%] Frauen und 2478 [49,5%] Männer. In den nicht bereinigten Ergebnissen traten 433 bestätigte HAI-Fälle bei 2497 Patienten (17,3 %, 95 % CI 15,9 bis 18,8) in der Kontrollphase und 301 bestätigte HAI-Fälle bei 2508 Patienten (12 %, 10,7 bis 13,3) in der Interventionsphase auf. In den bereinigten Ergebnissen ergab sich ein relativer Rückgang von -34,5 % (-50,3 bis -17,5) an HAI nach der Intervention (Odds Ratio Verhältnis 0,62, 95%-Konfidenzintervall 0,45 bis 0,80; p=0,0006), was einer absoluten Verringerung von -5,2% (-8,2 bis -2,3) entspricht (Zusammenfassung nach 2).
Die Generalisierbarkeit der Ergebnisse wird zwar durch den Single-Center-Charakter der Studie eingeschränkt, die Problemstellung erscheint aber universal, ebenso wie die Anwendbarkeit der beschriebenen Methoden der Intervention. Kernpunkt des Interventionsprogrammes war die zusätzliche, einmal tägliche Reinigung und Desinfektion aller medizinische Geräte und Gegenstände auf den Stationen, die für mehrere Patienten verwendet wurden, durch speziell geschultes Reinigungspersonal. Dabei zeigte sich, dass die Reinigungsqualität in der Kontrollgruppe, bei der die Aufbereitung dem Pflegepersonal oder dem ärztlichen Dienst überlassen wurde, im Vergleich zur Interventionsgruppe schlecht durchgeführt wurde.
Entscheidend scheint hier die klare Zuordnung der Aufgabe zu sein, denn ein bekanntes Alltagsphänomen ist das Fehlen klarer Zuständigkeiten mit dem Ergebnis, dass sich niemand für diese mobilen Geräte verantwortlich fühlt.
Mit der mindestens einmal täglichen, gründlichen Reinigung und Desinfektion wird ein Sicherheitsnetz gespannt, welches die unmittelbare Reinigung und Desinfektion nach der Anwendung, insbesondere medizinischer Geräte wie z.B. Ultraschall-, EKG-, oder Blutdruckmessgeräte, nicht ersetzen kann, aber sinnvoll ergänzen kann.
Natürlich muss das Reinigungspersonal entsprechend geschult werden, um die Oberflächen medizinischer Geräte sicher aufbereiten zu können. Die Einweisung kann sich jedoch auf genau diese Tätigkeit und z.B. die Ein- und Ausschaltfunktionen der Medizinprodukte beschränken und umfasst nicht die Anwendung der Geräte am Patienten, so dass hier auch nach deutschem Medizinprodukterecht keine formaljuristischen Probleme auftreten sollten (3).
Bei der Priorisierung von Aufgaben des Reinigungsdienstes könnte sich langfristig eine Verschiebung von routinemäßigen täglichen Flächen- und Fußbodendesinfektionen im Patientenzimmer (vor allem in Niedrigrisikobereichen) zu gezielteren und ggf. auch umfangreicheren Maßnahmen bei der Entlassdesinfektion und bei gemeinschaftlich genutzten Geräten und Gegenständen als sinnvoll erweisen. Derartige Konzepte sollten in weiteren Studien geprüft werden, wobei auch Ansätze zur Aufrechterhaltung eines protektiven Raummikrobioms berücksichtigt werden können (4).
Literatur
1.) Browne K, White NM, Russo PL, Cheng AC, Stewardson AJ, Matterson G, Tehan PE, Graham K, Amin M, Northcote M, Kiernan M, King J, Brain D, Mitchell BG. Investigating the effect of enhanced cleaning and disinfection of shared medical equipment on health-care-associated infections in Australia (CLEEN): a stepped-wedge, cluster randomised, controlled trial. Lancet Infect Dis. 2024 Dec;24(12):1347-1356. doi: 10.1016/S1473-3099(24)00399-2. Epub 2024 Aug 13. PMID: 39151440 Schulz-Stübner S. Gezielte Desinfektion medizinischer Geräte und mobiler Gegenstände durch den Reinigungsdienst senkt nosokomiale Infektionsrate DOI: 10.1055/a-2509-0615 Krankenhaushygiene up2date 2025; 20(02): 108 - 109
Schulz-Stübner S. Kommentar zu „Gezielte Desinfektion medizinischer Geräte und mobiler Gegenstände durch den Reinigungsdienst senkt nosokomiale Infektionsrate“ DOI: 10.1055/a-2509-0640 Krankenhaushygiene up2date 2025; 20(02): 109 – 110
4.) Leistner R, Kohlmorgen B, Brodzinski A, Schwab F, Lemke E, Zakonsky G, Gastmeier P. Environmental cleaning to prevent hospital-acquired infections on non-intensive care units: a pragmatic, single-centre, cluster randomized controlled, crossover trial comparing soap-based, disinfection and probiotic cleaning. EClinicalMedicine. 2023 Apr 6;59:101958. doi: 10.1016/j.eclinm.2023.101958. PMID: 37089619; PMCID: PMC10113752.









