• Fachbeitrag

Qualitätsmanagement darf keine reine Papieraufgabe sein

Eine gute Zusammenarbeit beginnt bereits mit der Ausschreibung der Dienstleistung. Als Auftraggeber sollte man ein präzises Leistungsverzeichnis definieren. Hierzu zählt es unter anderem die Leistung genau zu beschreiben. Eine Formulierung wie ‚Patientenbad täglich‘ ist zu ungenau. Sie lässt viel Raum für unterschiedliche Interpretationen. Ein gutes Beispiel für ein Leistungsverzeichnis bietet die DIN 13063. Ein Fachbeitrag dazu von Stefanie Veltkamp, B.Sc. Wirtschaftsingenieur Hygienemanagement, Zerifizierte Sachverständige und TÜV-Fachexpertin.

Reinigung im Krankenhaus ist Zusammenarbeit

In den Ausschreibungsdokumenten sollten die Verantwortlichkeiten klar geregelt sein: Wer reinigt welchen Bereich? Nur so lassen sich Reinigungslücken vermeiden. Reinigungsintervalle müssen den hygienischen Anforderungen entsprechen. Patientenräume und Sanitäranlagen sind täglich zu reinigen, auch an Wochenenden und Feiertagen. Krankheitserreger vermehren sich auch am Wochenende und an Feiertagen.

Ebenfalls sollte bereits in der Ausschreibung ein gelebtes Qualitätsmanagement gefordert werden. Hierzu sollten auch KPIs festgelegt werden, um die Einhaltung der Qualitätsanforderungen messen zu können. Qualitätsmanagement darf keine reine Papieraufgabe sein. Es muss als gemeinsame Aufgabe verstanden werden, die die Reinigungsqualität stetig verbessert. Für ein gelebtes Qualitätsmanagement müssen Prozesse so gestaltet werden, dass die Ergebnisse reproduzierbar sind, die ist unter anderem durch eine gute und gezielte Mitarbeiterschulung realisierbar. Ebenso sind Messmethoden mit einem Objektiven Ergebnis notwendig, um beispielweise definierte KPIs zu erfüllen. Als geeignete Methode hat sich hier die ATP-Messung herausgestellt, diese liefert innerhalb von zehn Sekunden eine vergleichbare Messzahl. Auch Abklatschproben können eingesetzt werden. Sie sind jedoch wegen der zeitlichen Verzögerung weniger geeignet, um Reinigungskräften sofort Feedback zu geben. Auch der Glowcheck mit der Schwarzlichtlampe ist eher als ungeeignet einzuschätzen, da dieser zum einen stark Oberflächenabhängig in der Entfernbarkeit ist und zum anderem kein klares objektives Ergebnis erzeugt. Die KRINKO-Empfehlung „Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen“ sieht vor, dass im Monitoring Level II mindestens dreimal jährlich objektive Messmethoden eingesetzt werden. Ziel ist es, die Reinigungsqualität um 10–20 % zu steigern.

Nach der Gestaltung der Ausschreibung, bei der Auswahl des Dienstleisters ist darauf zu achten, dass nur Angebote mit realistischen Flächenleistungen beachtet werden. Denn die Flächenleistung gibt an, wie viele Quadratmeter in der Stunde gereinigt werden können. Hier gibt es klare Grenzwerte, die von einem Menschen oder einer Maschine nicht überschritten werden können. Das günstigste Angebot basiert meist auf einer extrem hohen Flächenleistung. Je höher diese angesetzt ist, desto schneller soll theoretisch gereinigt werden, in der Praxis leidet darunter die Qualität. Einen guten Orientierungsrahmen bieten die ermittelten Werte der RAL, hier wird beispielsweise eine Flächenleistung im Patientenbad von 50-90m²/h und im Patientenbad von 150-200m²/h angegeben. Auch die Werte, die in einer Arbeitsgruppe der Autoren der DIN 13063 ermittelt wurden, entsprechen etwa den RAL-Werten. Die „DIN-Gruppe“ hat eine Flächenleistung von etwa 60m²/h im Patientenbad und etwa 180m²/h im Patientenzimmer ermittelt. Alle über diese Werte hinausgehenden Angaben sind unrealistisch und sollten dazu führen diese Angebote auszuschließen.

Ebenfalls sollte in der Ausschreibung darauf geachtet werden, dass nicht nur nicht ausschließlich der Preis ausschlaggebend sein sollte, sondern dass auch eine regelmäßige Kostenreduktion in der Reinigung nicht anzuvisieren ist, da hierdurch nur die Qualität leidet. Der größte Kalkulationsspielraum in der Reinigung ist die Flächenleistung, denn die weiteren Einflussfaktoren, wie Ausstattung und Personal, sind in der Regel bei allen Dienstleistern annähernd gleich. Immer günstigere Angebote sind angesichts steigender Personalkosten unrealistisch. Möglich werden sie nur, wenn die Flächenleistung in unrealistische Bereiche gedrückt wird.

Ein Schlüssel zur effizienten und fachgerechten Reinigung ist eine gute Mitarbeiterqualifikation. In diesem sensiblen Bereich reicht eine kurze theoretische Unterweisung, oft nicht einmal in der Muttersprache, nicht aus. Wenn neue Mitarbeitende anschließend nur von Kollegen lernen, übernehmen sie auch deren Fehler. Durch diese Praxis werden keine reproduzierbaren Prozesse erlernt, die für ein gelebtes Qualitätsmanagement notwendig sind. Auch bleibt bei diesem Vorgehen die Erfolgskontrolle der Unterweisung aus, die ein wichtiger Part des Qualitätsmanagements ist. Ziel einer guten Unterweisung sollte es sein, dass alle Reinigungskräfte gleiche Reinigungsabläufe verinnerlicht haben und somit ein reproduzierbares Reinigungsergebnis erbringen können. Die Abbildung zeigt den Arbeitsprozess einer Reinigungskraft in zwei Patientenzimmer, hier sieht man eine deutliche Planlosigkeit in den Arbeitsabläufen, welche gravierende Hygienelücken verursachen kann.

Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat klare Wissenslücken bei Reinigungskräften herausgestellt. So gaben im Rahmen der Studie gerade mal 79% der Befragten an, dass sie gut verständlich unterwiesen wurden. Auch gaben gerade mal 40% der Befragten die richtige Antwort an bei der Frage, in welcher Reihenfolge die Reinigung im Patientenzimmer und Pateintenbad wäre. Besonders kritisch: 2 % der Befragten hielten die Reihenfolge der Reinigung für völlig egal. Zusätzlich zur Befragung der Reinigungskräfte wurden auch Reinigungskräfte beobachtet. Bei den Beobachtungen konnte festgestellt werden, dass gerade einmal zwei von acht Reinigungskräften die richtige hygienische Reihenfolge bei der WC-Reinigung einhalten konnten. Diese Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig eine gute Qualifikation der Mitarbeiter und ein gelebtes Qualitätsmanagement für die Patientensicherheit ist. Die erhobenen Daten zeigen klare Wissenslücken bei Reinigungskräften, die ein Infektionsrisiko der Patienten darstellen können. Man geht davon aus, dass 20% der nosokomialen Infektionen auf eine Mangelhafte Oberflächenreinigung zurückgeführt werden kann.

Ein weiterer Schlüssel zur verbesserten Reinigung ist es, der Reinigung mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Allzu oft befinden sich die Räumlichkeiten der Reinigung im Kellergeschoss, in ungepflegten Räumen ohne Tageslicht. Auch werden oft in der Planung geeignete Räume für die Reinigung vergessen, so dass immer wieder „übriggebliebene“ kleine Räume oder auch nicht mehr gebrauchte Räume, wie Sanitäranlagen, die einzigen Lager- und Umkleideräume für Reinigungsutensilien darstellen. Zudem werden Reinigungskräfte nur selten in die Stationsteams eingebunden und haben so einen geringeren Bezug zum Krankenhaus. Unter solchen Arbeitsbedingungen mit fehlender Wertschätzung kann man den Mitarbeitenden eine sinkende oder fehlende Motivation nicht übel nehmen.

Damit die Zusammenarbeit mit dem Reinigungsdienstleister ein Erfolg wird, sollte man diesen auch mit in der Hygienekommission einbinden. So sind dem Dienstleister die aktuellen Themen bekannt und kann hier gegeben falls besser unterstützen. Bei Produktumstellungen oder Prozessänderungen sollte der Dienstleister in die Hygienekommission eingebunden werden. So kann er rechtzeitig eingreifen, wenn Vorhaben nicht realisierbar oder nur mit großem Aufwand umsetzbar sind. Ein regelmäßiger Austausch hier kann die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Auftraggeber und Dienstleister optimaler gestalten.