• Fachbeitrag

Von der Wiege bis zur Taufe war es nur ein „Katzensprung“

Wenn Murat Arpaci, Geschäftsführer von der Terra Connect GmbH, die Gründungsgeschichte von Terra Robotics erzählt, kann man schon ein bisschen ins Staunen geraten. „Mit der Idee einer Robotiksparte habe ich mich schon Ende letzten Jahres beschäftigt, aber die wirkliche Initialzündung gab mir ein Gespräch mit einem guten Freund auf der CES.“, erzählt er mit einem Schmunzeln. „So richtig drin in der Thematik war ich nämlich noch nicht, doch den Hype, der sich abzeichnete, konnte man ja nicht übersehen.“

Foto: Terra Robotics

Terra Robotics setzt auf eigenen Cloudservice für europäische Kunden

„Also habe ich das Businesskonzept geschrieben, parallel Gespräche mit meinem Mitgesellschafter und Gründer der Wortmann AG, Siegfried Wortmann, geführt und von Januar bis April mich mit der Umsetzung beschäftigt, sodass es am 1. April offiziell losgehen konnte“, erzählt er weiter.
Überrascht wurde man dann doch von dem schnellen Erfolg, den Murat Arpaci jedoch auf die aktuelle Lage mit einer hohen Nachfrage am Markt erklärt.

Wer ist Terra Robotics?
Terra Robotics ist als Teil der Terra Connect GmbH, quasi ein Startup oder eine Businessunit mit dem Hauptaugenmerk auf allem, was die Robotik betrifft. Terra Connect hingegen gehört zur Wortmann Gruppe, einem der letzten verbliebenen, unabhängigen europäischen Computerhersteller mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Hüllhorst.
1986 durch Siegbert Wortmann gegründet, ist die Gruppe an 30 Unternehmen beteiligt und macht mit rund 800 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von etwas über einer Milliarde Euro.

Was macht Terra Robotics?
In erster Linie als ein Distributor für Pudu und Orionstar Roboter mit einem Onlineshop gestartet, hat man seit August auch Gausium im Portfolio und ist mit weiteren Herstellern im Gespräch. Aktuell kümmert man sich neben den Servicerobotern verstärkt um den Bereich der Reinigungsroboter, da in dem Segment, wie Arpaci und sein Key Account Manager Heiko Schulz bestätigen, am meisten Bewegung und Nachfrage vorhanden ist.
Doch Vertrieb geht nicht ohne Service sowie einer Nähe zum Kunden, sodass man sich derzeit im Aufbau von fünf eigenen Vertriebscentern, beginnend in Düsseldorf und bis zum Anfang des nächsten Jahres noch Hamburg und München, befindet, die neben einem Showroom immer ein Service- und Technikteam vor Ort im Einsatz haben.

Wo will man noch hin?
In naher Zukunft wird, und das zeigt jetzt schon der Aufbau der künftigen Struktur, mehr Augenmerk auf dem Vertrieb von Gesamtkonzepten liegen. Für die Reinigung kann das auch das Angebot von passenden Reinigungshilfsmitteln sein. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen in der IT, die durch die Wortmann Gruppe im Hintergrund bestehen, wird Terra Robotics in der Zukunft sich ebenfalls mit der Software und maßgeschneiderten Kundenlösungen beschäftigen.
Dafür sah Murat Arpaci den Aufbau eines eigenen AI- und Robotik-Teams vor, das mittlerweile seit Mitte August am Start ist: „Da wir in der IT nicht einen völligen Neustart hinlegen müssen, werden die Programme inhäusig geschrieben. Darüber hinaus ist es gerade für den deutschen bzw. europäischen Kunden wichtig, dass der Cloudservice bzw. das Hosting der Daten auf einer deutschen Serverfarm im Besitz der Wortmann Gruppe bleibt. Wir können somit im Gegensatz zum Wettbewerb eine hohe Datensicherheit garantieren.“
Der Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeiten wird aber nicht nur mehr bei der Reinigung, sondern zusätzlich in anderen Gebieten der Robotik, wie Robodogs oder Hilfsrobotern in Industrieanwendungen und zum Beispiel bei Rettungsdiensten liegen. Dafür kann man dann auch externe Anbieter in Betracht ziehen und denkbar ist gleichermaßen die Umfirmierung als Terraprodukte.

Wie sieht die Zukunft der Robotik aus?
Für Murat Arpaci und Heiko Schulz ist klar, dass der Markt noch zu 90 % von der Cobotic beherrscht wird, das heißt der Mensch wird nicht ersetzt, sondern sinnvoll durch Robotik in seinem Arbeitsumfeld unterstützt.
Diese Message finden beide absolut richtig, da es die Akzeptanz solcher Lösungen deutlich erhöht und möglicherweise den Einsatz von humanoider Robotik „vorbereitet“. Denn, auch da sind sich beide sicher, in drei bis fünf Jahren wird sich die Verwendung von reinrassiger Robotik deutlich verstärken. Denkbare Szenarien sind, neben der Übernahme von ungeliebten Aufgaben wie die Küche oder die Toiletten zu reinigen, Roboter als Nachhilfelehrer und im Healthcare einzusetzen.

Text: Mark Schmiechen